Wir leben in einer Welt, in der das "Rationale" höher bewertet wird als das "Emotionale". Das Rationale ist männlich, das Emotionale weiblich. Faktenchecks, statistische Auswertungen, juristische Entscheidungen, wissenschaftliche Erkenntnisse, 0 -1 in der Computerwelt bestimmen unser Leben. Wir sollen nur "glauben" (Glaube ist sicher nichts Rationales), was sich auf eine dieser Quellen zurückführen lässt. Ist das so? Lassen Sie sich auf ein inneres Experiment ein:
Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einem öffentlichen Spielplatz und zwei ca. 5-jährige bis 7-jährige Kinder bewerfen andere Kinder mit Sand, stoßen Kinder von einer Schaukel, und reißen ihnen Spielsachen aus den Händen. Sie beobachten auch, dass Betreuungspersonen dieser Kinder sich aufregen, die zwei Übeltäter beschimpfen, wie auch den Vater, der scheinbar teilnahmslos und in sich gekehrt auf einer Bank sitzt. Was denken Sie und was werden Sie tun?
Und nun stellen Sie sich weiter vor, Sie bitten den Mann auf der Bank ganz höflich, sich um seine Kinder zu kümmern, und ob er nicht sehen könnte, wie sie die anderen Kinder stören und misshandeln. Und dieser Mann sagt Ihnen dann: "Es tut mir sehr leid, ich bin ganz durcheinander, und meine Kinder vermutlich auch, gestern ist ihre Mutter gestorben und ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll." Was denken Sie jetzt und was werden Sie weiter tun?
Vermutlich werden Sie bemerken, dass die neue Information Ihre Gefühle, und damit Ihre Gedanken und Ihre Handlungen mehr beeinflusst als die faktischen Beobachtungen zuvor.
Wie wir die Welt interpretieren hängt also immer von unserem Wissen, unseren Vorerfahrungen, unseren Haltungen und Einstellungen ab. Die Motive für unsere Handlungen entstehen in der Gefühlswelt und nicht durch Fakten. Wären unsere Handlungen faktenbasiert, würden wir weniger rauchen, kein Geld für Glücksspiele ausgeben, uns mehr bewegen, uns von geschickter Werbung weniger manipulieren lassen. Jede und jeder kann diese Liste auf ganz persönliche Art weiterschreiben. Und doch tun wir genau das immer wieder. Geschickte Redner zielen immer auf unsere Gefühlswelt, alles andere bewegt nicht. Haben wir uns eine Meinung gebildet, die aus unserer Gefühlswelt kommt, (er)finden wir rationale Argumente, die diese Meinung unterstützt. Erlauben Sie sich auch wahrzunehmen, wie emotinal gerade die Debatten über "Covid 19" geführt werden, "rationale Daten und Fakten werden uns förmlich um die Ohren gehauen".
Erst das Anerkennen der eigenen Gefühle erlaubt uns, rationale Debatten zu führen, zuzuhören, wie andere denken, andere Erkenntnisse zuzulassen, um sich vielleicht auch neu auszurichten. Jeder von uns kann sich irren, auch das zuzulassen benötigt Gefühlsarbeit, wer liebt es schon einen Irrtum zuzugeben.
In dem Augenblick, in dem wir das "Emotionale" und das "Rationale" als gleichwertig anerkennen, können wir zu neuen und besseren Erkenntnissen kommen, die uns allen dienen. Jeder Mensch hat einen Körper, der sehr fein und genau signalisiert, das tut mir gut, das tut mir nicht gut - könnten wir wieder lernen darauf zu hören, und das in Debatten einzubringen, wir hätten eine andere Welt, vermutlich liebevoller, rücksichtsvoller und kooperativer. Uns wäre auch endlich bewusst, dass kein Computer dieser Welt diese menschliche Fähigkeit ersetzen kann.
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